Johann Heinrich Keller, Schuhmachermeister, eröffnet 1832 an der Metzgergasse in St. Gallen seine Werkstatt. Er repariert vorwiegend Schuhe und stellt neue nach Mass her. Die Auswahl beschränkt sich auf wenige Modelle: Erwachsene wie Kinder tragen schwarze oder braune, halbhohe Schuhe. Der Bedarf an Schuhen ist beschränkt, denn im Sommer gehen viele Leute barfuss. Schuhfabriken existieren zu dieser Zeit keine. Bereits 1852 kann Johann Heinrich Keller das «Haus zum Rothen Hertz» erwerben. Das Geschäft befindet sich noch heute im gleichen Haus an der Goliathgasse 5 in St. Gallen.

Im Jahr 1864 übernimmt die Tochter Magdalena Sophie Keller mit ihrem Mann Caspar Schneider die Schuhmacherei. Caspar ist aus Deutschland eingewandert und entspringt einer Zuckerbäckerfamilie.

1908 erweitert Carl Jakob Schneider-Müller das Geschäft um das 5-geschossige Hinterhaus. Hier entstehen Räumlichkeiten, in denen bis zu 15 angestellte Schuhmacher Schuhe in Kleinserien herstellen. Die Massanfertigung hat langsam ausgedient. Nach dem frühen Tod von Carl Jakob Schneider 1914 übernimmt seine Frau Mathilde die Geschäftsführung und steuert die Geschicke bis zur Übernahme der nächsten Generation. Während im 19.Jh. die Kunden die Schuhe in der Werkstatt anprobierten, verlangen sie jetzt schönere und hellere Verkaufsräume – Verkäuferinnen treten an die Stelle der Schuhmacher.

Nach dem ersten Weltkrieg stellt das Schuhhaus Schneider die Eigenherstellung von Schuhen ein. Curt Schneider-Schoop, gelernter Kaufmann des Detailhandels, führt den Wandel von der Schuhfabrikation zum Detailhändler von Schuhen durch.

Nach dem Einstieg ins Geschäft renoviert Werner Schneider die Räumlichkeiten 1953 ein erstes Mal. In der Folge werden zusätzlich Schuhe aus dem nahen Ausland (vor allem Deutschland und Italien) ins Sortiment aufgenommen. 1969 erfolgt ein Totalumbau des Ladens mit dem Einbau einer grosszügigen Schaufensteranlage und einer markanten Vergrösserung der Ladenfläche auf 4 Verkaufsebenen. So entstehen eigene Abteilungen für Damen, Herren, Kinder und Sport. Nach dem frühen Tod von Werner Schneider 1976 übernimmt seine Frau Elisabeth Schneider-Trindler die Führung des Geschäfts und übergibt diese 1985 an die sechste Generation.

Ein wichtiger Schritt in die Zukunft vollzieht sich mit dem Umbau von 1991. 2007 kann das Geschäft eines Mitbewerbers übernommen und in eine eigene Filiale umgewandelt werden. Somit haben die Kunden fortan die Möglichkeit, an zwei Standorten in St. Gallen von einem vielfältigen Angebot und einer individuellen Beratung zu profitieren.

2015 steigt mit Samuel Schneider die 7. Generation nach Studium, Lehr- und Wanderjahren ins elterliche Geschäft ein. 2017 realisieren die 6. und 7. Generation gemeinsam einen umfassenden Umbau der bestehenden Geschäftsräumlichkeiten auf 4 Etagen und legen so den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. 2018 wird die Filiale an der Vadianstrasse 22 erneuert. 2020 kann ein umfangreicher Webshop mit über 3’000 Artikeln aus der Taufe gehoben werden, der die Verkäufe im Geschäft zusätzlich steigert.